Gasthaus Blauer Stern – Gersdorf

Das Gasthaus „Blauer Stern“ war das älteste Gasthaus in Gersdorf, es wurde bereits 1556 urkundlich erwähnt und hieß zu dieser Zeit noch Erbschänke. Nach einem großen Umbau entstanden Fremdenzimmer und das Ballhaus „Blauer Stern“ wurde eröffnet. Neben Tanzveranstaltung, Theateraufführungen und Kirmesveranstaltungen traten der Volksdichter Anton Günther und sogar Rosa Luxemburg 1903 im Vereinszimmer auf.

1910 kaufte der Gersdorfer Edwin Kretzschmar das Lokal. Auch er ließ das Gasthaus komplett umbauen und modernisieren. Die Gaststätte wurde erweitert, 23 Gästezimmer entstanden und der Saal wurde vergrößert, außerdem entstand eine Garage links neben dem Gebäude. Den Saal zierten goldfarbenen Säulen, farbige Engel an den Ecken der Stuckdecke, die Wände waren Pastellfarben und eine 3000-Watt-Glühlampe sorgte für Licht. 1911 gab es hier einen der ersten Telefonanschlüsse im Dorf. Der Bergbau brachte die Gäste und das Geld nach Gersdorf, die feine Gesellschaft vergnügte sich bei Revuen und Tanz im „Blauen Stern“. Auch befand sich eine Haltestelle der Überlandbahn direkt vor der Tür.

Im Jahre 1953 zog die HOG (Handelsgenossenschaft) ins Gebäude und eröffnete im Saal einen Konsum. Dafür wurden die Decke und ein Teil der Wände schwarz übermalt und eine Zwischendecke mit Leuchtstoffröhren eingezogen, außerdem wurde das Parkett entfernt und durch Fließen ersetzt. 1975 schloss die Gaststätte und nach der politischen Wende zog ein Möbelhändler in die unteren Räume ein, er nutzte den Saal als Lager. Die letzte Angehörige, Ursula Langhans, wurde 1953 geboren und hütete das Vermächtnis ihres Großvaters, bis sie im Oktober 2018 verstarb. Sie wohnte bis zu ihrem Tod in dem Gebäude und bewahrte unter anderem eine alte 6000-Watt-Glühbirne und einige alte Gegenstände aus den Glanzzeiten des „Blauen Stern“ auf. Leider hatte sie nie das Geld, das Haus zu sanieren und herzurichten.

Kurz nach dem Tod der letzten Besitzerin brach die Saaldecke am vorderen Teil ein und zerstörte ein Fenster. Die Gemeinde sicherte das Gebäude mit Bauzäunen ab und beschloss im Juni 2019 den Kauf und Abriss. Der Abriss verzögerte sich schließlich noch bis ins Jahr 2021. Mit Fördermitteln wurde der Abriss schließlich im Juni 2021 abgeschlossen, allerdings verletzte sich ein Arbeiter bei den Abrissarbeiten. Auf der Freifläche entsteht jetzt ein kleiner Park.

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